Mit dem Rennrad am Gardasee
Foto: Löffler

Das Rennrad und der Gardasee (Teil 2)

Es ist tatsächlich so: Bist du mit einem Rennrad am Gardasee unterwegs, dann gehörst du dazu. Man grüßt dich auf Dorfplätzen und unterhält sich mit dir. Und wer mal mit dem Rennrad ratlos an einer Abzweigung steht, der kann sicher, dass es nicht lange dauert, bis einer der Gardasee Bewohner hält und fragt, welches Problem man hat. .

Bist du mit dem Rennrad am Gardasee unterwegs, dann findet man schnell gemeinsame Themen mit universalen Codes. Der Giro d’ Italia ist eins davon, dessen Etappen immer wieder durch die Berge rund um den Gardasee führen. Monte Baldo und Passo Bordala sind Klassiker. Die erfolgreichen italienischen Profis sind ebenso ein beliebtes Gesprächsthema: Fausto Coppi, Franceso Moser, Mario Chippolini oder Ivan Basso sind gefeierte Nationalhelden. Und natürlich ist das Rennrad ein Thema: Die blitzenden Maschinen von Bianchi, Pinarello oder Colnago, natürlich ausgestattet mit Campagnolo-Komponenten. Es darf also nur ein italienisches Rennrad sein, das italienische Amateure, meistens ausgemergelte Jungs mit verspiegelten Sonnenbrillen, aus Überzeugung fahren. Von denen gibt es mehr als genug, hier am Gardasee.

Beim dritten Glas Vino dachte ich erstmals wieder an meinen Rückweg. Die Tatsache, dass ich auf dem Rennrad einen fast tausend Meter hohen und fünfzehn Kilometer langen steilen Pass vor mir hatte, war nicht wirklich erquickend. Wenn ich doch bloß schon daheim wäre! Ein kleiner Rest Vernunft riet mir dann doch, das vierte Glas Rotwein abzulehnen. Auch wenn man sich damit am Gardasee womöglich unbeliebt macht. Schweren Herzens verabschiedete ich mich von Enrico und Umberto. Mit dem typisch italienischen Abschiedsritual: Umarmung und Küsschen links und rechts – auch unter Männern, ohne jegliche Zweideutigkeit! Die ersten Kilometer, am Gardasee - Ufer entlang, waren flach. Gut so! Doch bald ging es bergauf. Die Sonne stach unbarmherzig vom Himmel, in den windstillen Serpentinen fast eine Qual. Ich dachte mir: Gehören Rennrad, Gardasee und Rotwein wirklich zusammen. Letzteres vielleicht doch nicht so!

Der Gardasee wie aus dem Bilderbuch

Ich litt von Kehre zu Kehre immer mehr. Warum machst du das, du Rennrad – Psycho, dachte ich und als ich endlich das Schild mit der Aufschrift „Passo San Rocco“ erreicht hatte, glich ich wohl eher einem Herzinfarkt-Patienten. Als ich oben war, im Moment der größten Erschöpfung, überraschte mich die Landschaft aufs Neue. Ich fuhr in ein Seitental, abseits vom Gardasee, in das man normalerweise nicht fährt. Kein Mensch weit und breit. Nicht einmal in der Ortschaft Persone. Hier gab es nur Löwenzahnwiesen und Olivenhaine, Bauernhäuser und Steunmauern. Auch das ist der Gardasee, selbst wenn man ihn hier gar nicht sieht. Im Tal legte sich eine zerfurchte Felswand in die Landschaft und nach der letzten Kurve kam ich mit meinem Rennrad wieder zurück ins Sonnenlicht. Hinter dem Bergkamm entdeckte ich den Gipfel des Monte Baldo. Es gibt wenige Orte am Gardasee, die so spektakulär und gleichzeitig so verlassen sind und es gibt kein besseres Fortbewegungsmittel, als das Rennrad, wenn man sie erkunden will.

Es war nun schon spät am Nachmittag, als ich in Gargnano ankam, das am Gardasee – Westufer liegt. Der unverwechselbare Duft blühender Bougainvilleen und weißer Magnolien vermischte sich mit dem von frischem Esspresso und wehte mir um die Nase. Dieser unverwechselbare Geruch am Gardasee, umrahmt von der sanften Geräuschkulisse der Wellen ist wirklich ein einzigartiges Flair. Feriengäste schlenderten an der Uferpromenade entlang und ich fühlte mich auf meinem Rennrad plötzlich wie ein Fremder. Unter all diesen Touristen wie einer, der nicht (mehr) dazu gehört. Wie ein Einheimischer? Klar doch! Dann legte die Fähre rüber nach Gardone an und ich stieg zu. Etwa zwanzig Minuten dauerte die Überfahrt und von Gardone ist es nicht mehr weit zu meiner Wohnung in Manerda sul Garda. Während er Fahrt genoß ich Gardasee – Feeling pur und beinahe wäre ich eingeschlafen. Ein Kellner sprach mich an, auf Italienisch. Obwohl er fließend Deutsch sprach und so mit allen anderen Touristen kommunizierte. Mich aber lächelte er an und fragte (auf Italienisch), ob er mich auf ein Glas Aqua Minerale einladen dürfe. Dann zeigte er auf mein Rennrad, das neben mir lehnte. „Corridori?“ fragte er mich. Ich nickte nur… hier am Gardase schon!

 

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