Jens Voigt hängt noch ein Jahr dran
Foto: Team Radioshackleopardtrek

Jens Voigt: Mit 42 Jahren ist noch lange nicht Schluss

Viele von uns haben während der diesjährigen Tour de France laut darüber nachgedacht, ob es für Jens Voigt die letzte Frankreichrundfahrt ist. Denkste, der mittlerweile 41jährige Radsport-„Obba“ hat noch lange nicht genug! Jens Voigt hängt noch ein Jahr dran und lehrt den Joungsters auch in der nächsten Saison das Fürchten.

„Ich werde beharren, bis dass mir der Sieg zuteil wird!“ Für diesen bekannten Spruch all derjenigen, die sich auf Erfolg programmieren, gibt es wohl keine bessere Personifizierung, als Jens Voigt. Seit vielen Jahren bereichert der heute 41-jährige das internationale Peloton mit seiner gnadenlosen Beharrlichkeit und seinem schier übermenschlichen Durchhaltevermögen. „Geht nicht, gibst nicht!“ ist für ihn wohl eine Art Lebensphiosophie. Wie oft hat Jens Voigt den großen Stars der Radsport-Szene das Hinterrad gezeigt? Wie oft hat er allen Mut zusammen genommen und angegriffen, hat für seine Kapitäne Löcher zugefahren und Ausreißversuche vereitelt. Und wie oft ist er nicht selbst einfach mal so weggefahren und hat durch lange Soloeinheiten versucht, zu gewinnen. Sicher, es gelang nur selten, aber dennoch hat ihn seine frische und offensive Fahrweise bei uns Fans so beliebt gemacht.

Richtig bekannt (und beliebt) wurde Jens Voigt beim Radsport Publikum natürlich durch seine außergewöhnlichen Auftritte bei der Tour de France. Wir erinnern uns alle an die Tour 2001, wo seine Mühen belohnt wurden und er einen Tag lang im gelben Trikot fuhr. Und an 2005, als Jens Voigt auf der 9. Etappe von Géradmer nach Mulhouse einen Vorsprung von 2:18 Minuten auf den US-Amerikaner Lance Armstrong herausfuhr, um diese am nächsten Tag wieder zu verlieren. Unvergessen bleiben auch weniger schöne Momente: Bei der Tour 2004 ließ er sich aus einer Spitzengruppe zurückfallen, um einen Angriff Jan Ullrichs auf Ivan Basso (damals Team CSC) zu parieren, dem Kapitän von Jens Voigt. Tags darauf musste er sich dafür beim Bergzeitfahren nach Alpe d’ Huez von Fans beschimpfen lassen. Auf der 11. Etappe dieser Rundfahrt schied er dann wegen Fieber aus.

Der deutsche Fels in der Brandung

Aufgeben – dieses Wort hat keinen Platz im Vokabular des Jens Voigt. Nein, aufgegeben hat er nie. Zumindest nie freiwillig. Selbst der schlimme Sturz bei der Tour de France 2009, den Millionen vor dem Fernseher mit verfolgten, konnte ihn nicht davon abhalten, unmittelbar nach Genesung wieder aufs Rennrad zu steigen. Auf der 16. Etappe wurde Jens Voigt ein Belagwechsel auf dem Asphalt zum Verhängnis. Brutal schlug er in hohem Tempo auf der letzten Abfahrt mit dem Gesicht auf die Strasse und zog sich dabei einen Bruch des Jochbeins sowie des Kiefers zu. Zudem erlitt er eine schwere Gehirnerschütterung. Selbst nach diesem schlimmen Unfall war „Kleinbeigeben“ für ihn kein Thema. Jens Voigt wäre nicht Jens Voigt, würde er sich davon in die Knie zwingen lassen. Und so stieg er nach 48 Tagen wieder aufs Rennrad und feierte bei der Tour of Missouri ein endrucksvolles Comeback.

Jens Voigt ist ein Synonym für deutsche Gründlichkeit, für viel Fleiß und unerbittliches Durchhaltevermögen. Werte, für die unser Sport steht. Jens Voigt verkörpert sie, wie kaum ein anderer. Er ist der deutsche Fels in der Brandung der internationalen Profiszene. Einer, für den die Mühen des Radsport-Alltags nicht mehr sind, wie ein Streich einer Klinge, die man gegen eine mächtige Eiche führt. Jens Voigt ist als Radsportler wie ein Regentropfen, der einen Fels auswäscht. Für seine Kapitäne wie ein Sklave, der eine Pyramide errichtet. Ein Kerl, hart wie Stahl zu sich selbst, aber sanft und immer freundlich und zuvorkommend zu uns Journalisten und vor allem zu seinen Fans. Ein Kerl eben, den man einfach mögen muss, der den vielen Jugendlichen Nachwuchsfahrern als Vorbild dient. Ein Mann, der nicht nur dem deutschen Radsport seinen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt hat.

Time to say Goodbye? Nicht für Jens Voigt

Das zarte Alter von bereits 41 Jahren ist für einen Jens Voigt noch lange kein Grund, ans Aufhören zu denken. „Ich brauche das kommende dazu, um langsam „Goodbye“ zu sagen und mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass am Jahresende Schluss ist“ teilte der Vater von 3 Kindern auf seinem Twitter-Account mit. Jens Voigt, der in diesem Jahr seine 16. Tour de France bestritt, glänzte erneut durch gewohnt große Aktivitäten bei diversen Ausreißversuchen. 2014 würde er gerne noch einmal die Champs-Élysées erreichen. So wie es den Anschein hat, wird Jens Voigt das wohl im Trikot des Luxemburger Trek-Teams tun. Wenn alles klappt, wird er neben George Hincapie und Stuart O’Grady zum Rekordteilnehmer der Grand Boucle. Wir wünschen ihm von ganzem Herzen alles Gute für seine letzte Saison. Möge es eine seiner besten werden!

Werbung

 

Zurück zur Übersicht >>> 

Werbung
Video

Behind the Scenes with Jens Voigt

 

Perfektes Radsport Training
Perfektes Radsport Training
von Alexander Natter
Das Handbuch für ein optimales Training im Radsport
rennrad buch
Die besten 100 Tipps für Rennrad Fahrer
von Nis Sienknecht
Wissenswertes übers Rennrad
Werbung